3. Mai 2021 / Kunst & Kultur

Feinstarbeit mit Skalpell, Tupfer und Spritze

Altar der ehemaligen Dominikanerkirche wird restauriert

Dominikanerkirche

Foto (Stadt Münster / Michael Möller): Restaurator Markus Tönnes sichert mit dem Skalpell feinste Farbpartikel. 


Im kleinen Altarraum der ehemaligen Dominikanerkirche an der Salzstraße steht seit einigen Wochen ein Gerüst: Ein Restauratoren-Team ist im Auftrag der Stadt am Werk, reinigt und festigt den Altar. In filigraner Feinstarbeit wird der Staub mit Tupfern und Pinseln ganz vorsichtig vom Altarholz gewischt. Wichtig ist, dass dabei kein Stück Abplatzung, keine Abblätterung der alten Fassung verloren geht. In vielen Bereichen war die farbige Fassung völlig unterhöhlt und wies keinen Halt mehr zum Untergrund des Schnitzwerkes auf. Hier kommen Skalpell und Spritze zum Einsatz, um jedes noch so kleine Stück zu sichern. Mit Injektionsspritzen wird ein spezieller Leim zwischen alte Farbfassung und Untergrund gefüllt.   

"Die kunsthistorische Bedeutung des Altars ist enorm", erläutert Mechthild Mennebröcker, Leiterin der städtischen Baudenkmalpflege. Das barocke Schnitzwerk stammt aus dem Jahr 1699 und wurde von dem Paderborner Künstler Heinrich Gröne geschaffen. 1904 wurde der Altar nach Münster verkauft und in der Dominikanerkirche aufgestellt. Vier überlebensgroße Skulpturen zeigen zwei heilige Bischöfe und die Apostel Petrus und Paulus. Ein besonderes Highlight sind die Säulen, die mit Blatt-, Blüten-, Wein und Fruchtranken verziert sind, in denen sich Putten tummeln. Die aufwendige Architektur des Altaraufsatzes setzt sich in detailreicher Malerei und einer üppigen Farbfassung fort.  

Die aktuellen Arbeiten am Altar sind der erste Schritt, um das bedeutende Kleinod aus dem westfälischen Barock zu konservieren. Wenn die Fehlstellen sensibel verkittet sind, müssen sie mit Farbe retuschiert werden. "Nach der Pflicht kommt die Kür", unterstreicht Mechthild Mennebröcker. "Zum Glück können wir auf die Erfahrung im Restaurationsteam der Kölner Firma Russ und Tönnies bauen. Es ist restauratorisch herausfordernd, genau die richtigen Farbtöne, die Farbnuancen, zu treffen. Besonders sensibel ist die Ergänzung der Vergoldung, damit für den Betrachter der bestehende Glanz des Goldes mit den Ergänzungen einheitlich erscheint."
   
Die klimatischen Schwankungen in dem abgeschotteten Altarraum waren eine Ursache des umfangreichen Schadensbilds. Bewegungen im Holz führten zu Rissen in der Farbfassung und in der Folge zu Abplatzungen. "Damit der Altar nun langfristig in seiner Pracht erhalten bleibt, werden wir die klimatischen Bedingungen erheblich verbessern", erklärt Architektin Annegret Mantke vom Amt für Immobilienmanagement. "Eine neue Verglasung mit UV-Filter sowie eine Klimaanlage werden künftig das optimale Raumklima sicherstellen."  

Die Arbeiten am Altar sind Teil umfangreicher Umbau- und Sanierungsarbeiten in der profanierten Kirche. Im Sommer soll die Dominikanerkirche als Kunstraum mit dem Kunstwerk "Zwei Graue Doppelspiegel für ein Pendel" von Gerhard Richter wiedereröffnet werden. Der restaurierte Altar und das Pendel bieten eine ungewöhnliche Kulisse für den künstlerischen Begegnungsort, der auch Konzert- und Veranstaltungssaal sein wird.   

Meistgelesene Artikel

Stadtfest „Münster Mittendrin“ ist gestartet
Genuss & Lifestyle

Restkarten für die Domplatzkonzerte am Freitag und Sonntag sind noch zu haben

weiterlesen...
366 Tage: Vom Urknall bis Westfalen
Bildung & Wissenschaft

Das Geomuseum Münster feiert sein einjähriges Bestehen mit vielen Aktionen

weiterlesen...

Neueste Artikel

Einsatzkräfte hoffen auf Wetterwechsel am Brocken
Aus aller Welt

Im Harz lodert ein Brand in der Nähe des Brockens. Das Gebiet ist zerklüftet und schwer zugänglich. Aber es gibt positive Nachrichten.

weiterlesen...
Tote und Verletzte bei Flugzeugabstürzen in NRW und Hessen
Aus aller Welt

Bei insgesamt drei Abstürzen kommen drei Menschen ums Leben, zwei weitere werden schwer verletzt. In zwei Fällen stürzen die Kleinflugzeuge kurz nach dem Start ab. Die Unglücksursachen sind unklar.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Erste Premiere der neuen Spielzeit: Leopoldstadt von Tom Stoppard
Kunst & Kultur

Großes Haus, am 07.09.2024 um 19:30 Uhr als deutsche Erstaufführung in der Übersetzung von Daniel Kehlmann

weiterlesen...
Geballte Kulturoffensive von Burg Hülshoff – Center for Literature (CfL) im September
Kunst & Kultur

Langer Freitag mit Robert Stadlober, Tag des offenen Denkmals mit Hörspiel-Lounge, kanadische Lyrik und Kinopoesie bei LITFILMS

weiterlesen...