Im Prozess um die tödlichen Polizeischüsse auf ihren Bruder vor mehr als eineinhalb Jahren in Dortmund sind die beiden Nebenkläger erstmals vor dem Landgericht auf die angeklagten Polizisten getroffen. Gefasst und aufmerksam beobachteten der 37-Jährige und der 24-Jährige am Mittwoch immer wieder die Anklagebank. «Das wird die beiden mächtig mitgenommen haben», sagte Anwältin Lisa Grüter im Anschluss. Das Geschehen sei sehr belastend, aber gleichermaßen wichtig für die älteren Brüder von Mouhamed Dramé. Sie waren nach Angaben ihrer Anwältin vor rund einer Woche aus dem Senegal nach Deutschland gekommen, um den Prozess zu verfolgen. Es gehe auch darum, «den Menschen in die Augen sehen zu können, die für die Tötung ihres Bruders verantwortlich sind», so Grüter im Vorfeld. Weil es noch an einem Visum fehlte, hatten sie die ersten Verhandlungstage verpasst. Der 16-jährige Dramé aus dem Senegal war am 8. August 2022 auf dem Gelände einer Jugendhilfeeinrichtung erschossen worden. Die Polizei war dorthin gerufen worden, weil der Jugendliche sich ein Messer gegen den Bauch hielt, vermutlich in der Absicht, sich selbst zu töten. Er wurde von der Polizei erst mit Pfefferspray und Tasern angegangen, schließlich schoss ein Polizist mehrfach mit einer Maschinenpistole. Dem Schützen wird nun Totschlag vorgeworfen. Vier weiteren angeklagten Polizisten wird wegen des Einsatzes gefährliche Körperverletzung vorgeworfen, ihrem Einsatzleiter Anstiftung zu dieser. Auch für seinen Mandanten sei das Aufeinandertreffen belastend gewesen. «Auf beiden Seiten habe ich da Traurigkeit gesehen», sagte Christoph Krekeler, der den angeklagten Schützen vertritt. Es mache ihn traurig, in die Augen dieser Familienangehörigen zu blicken. Bereits nach weniger als einer Stunde hatte der Richter die Verhandlung unterbrochen: Wie angekündigt hatte er nur einige Polizei- und Spurensicherungsberichte aus den Ermittlungen zum Polizeieinsatz verlesen. Fortgesetzt wird der Prozess am 21. Februar.
Bildnachweis: © Federico Gambarini/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
Prozess um Polizeischüsse in Dortmund mit Nebenklägern
Im August 2022 stirbt ein 16-jähriger Geflüchteter in Dortmund nach Polizeischüssen. Zum Prozess sind auch die beiden älteren Brüder des Opfers ins Ruhrgebiet gekommen.
Meistgelesene Artikel
- 11. September 2024
Kinderrechtefest im Südpark
Der Kinderschutzbund Münster lädt alle kleinen und großen Besucher*innen herzlich zum diesjährigen Kinderrechtefest ein
Nach viermonatiger Umbauzeit bietet der Spielplatz großzügige Möglichkeiten für Spiel und Sport
- 23. August 2024
Polizei Münster: 26-jähriger Münsteraner vermisst
Polizei bittet um Hinweise
Neueste Artikel
- 16. September 2024
Hochwasser von Polen bis Österreich: Deutschland rüstet sich
Nach dem verheerenden Dauerregen stehen Tausende Menschen von Polen über Tschechien, Rumänien bis nach Österreich vor den Trümmern ihrer Existenz. Eine Wasserwalze kommt auch nach Deutschland.
- 16. September 2024
Auf dem Weg zur Schule: 14-Jährige stirbt an Bahnübergang
Auf dem Weg zur Schule will eine 14-Jährige trotz geschlossener Schranke die Schienen überqueren. Sie wird von einem Fernzug erfasst und stirbt.
Weitere Artikel derselben Kategorie
- 16. September 2024
Hochwasser von Polen bis Österreich: Deutschland rüstet sich
Nach dem verheerenden Dauerregen stehen Tausende Menschen von Polen über Tschechien, Rumänien bis nach Österreich vor den Trümmern ihrer Existenz. Eine Wasserwalze kommt auch nach Deutschland.
- 16. September 2024
Auf dem Weg zur Schule: 14-Jährige stirbt an Bahnübergang
Auf dem Weg zur Schule will eine 14-Jährige trotz geschlossener Schranke die Schienen überqueren. Sie wird von einem Fernzug erfasst und stirbt.