22. August 2024 / Kunst & Kultur

Neue künstlerische Leitung bei Skulptur Projekten 2027

Stadt Münster und LWL bereiten internationale Kunstausstellung vor

Foto (LWL/Hanna Neander): Das internationale Kuratorinnenkollektiv "What, How and for Whom/WHW", bestehend aus (v.l.) Sabina Sabolović, Nataša Ilić und Ivet Ćurlin. 


Das internationale Kuratorinnenkollektiv "What, How and for Whom/WHW", bestehend aus Ivet Ćurlin, Nataša Ilić und Sabina Sabolović, ist die neue künstlerische Leitung der Skulptur Projekte 2027. Die Ernennung des Kollektivs markiert damit einen Wendepunkt in der Geschichte der Ausstellung. Sie liegt erstmals allein in den Händen von Frauen.

Die seit 1977 alle zehn Jahre in Münster stattfindenden Skulptur Projekte haben sich als eine weltweit bedeutende Ausstellung etabliert, die sich mit der Beziehung zwischen Kunst und Öffentlichkeit auseinandersetzt. Seit ihrer Gründung durch Dr. Klaus Bußmann, dem ehemaligen Direktor des heutigen LWL-Museums für Kunst und Kultur, war Kasper König, der am 9. August verstorben ist, bis zum Zeitpunkt seines Rücktritts nach den Skulptur Projekten 2017 langjähriger künstlerischer Leiter der Ausstellung. Träger der Skulptur Projekte sind der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und die Stadt Münster.


4 Tore, 1987, von Daniel Buren. Foto: Hubertus Huvermann

Ein neues Kapitel für die Skulptur Projekte
Im Sommer 2027 feiert die sechste Ausgabe der Skulptur Projekte ihr 50-jähriges Bestehen.
Der Direktor des LWL, Dr. Georg Lunemann, sagte am Mittwoch (21.8.) in Münster: "Die Skulptur Projekte sind als Seismograph ihrer Zeit zu verstehen. Sie sind in der Region und weit darüber hinaus ein einzigartiges Ereignis, das stark von aktuellen Entwicklungen in der Kunst und Zeitgeschichte beeinflusst wird. 2027 werden die Künstlerinnen und Künstler wieder unter veränderten Vorzeichen Projekte entstehen lassen: Themen wie Demokratie, Krieg, Ressourcen, Wachstum und Klima werden dabei sicherlich eine Rolle spielen."


Sketch for a Fountain, 2017, von Nicole Eisenman. Foto: Henning Rogge

Durch die stetige Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen Kunst und Öffentlichkeit haben sich die Skulptur Projekte in den vergangenen fünf Jahrzehnten als eine weltweit bedeutende Ausstellung etabliert. Der Oberbürgermeister der Stadt Münster, Markus Lewe, unterstrich: "Mit den Skulptur Projekten verwandelt sich Münster alle zehn Jahre in ein internationales Kunstzentrum, das interessierte Menschen aus aller Welt anzieht. Die immense Aufmerksamkeit, die unsere Stadt dadurch erfährt, schärft unser kulturelles Profil und positioniert uns als wichtigen Standort des internationalen Kunstgeschehens. Gleichzeitig fördern die Skulptur Projekte langfristige Partnerschaften und Vernetzungen, die nachhaltig zur Entwicklung unserer Stadt beitragen."


Oktogon für Münster, 1987, von Dan Graham. Foto: Hannah Neander

Auch die Kulturdezernentin der Stadt Münster, Cornelia Wilkens, wies auf die Bedeutung der Skulptur Projekte und den Einfluss der neuen künstlerischen Leitung hin: "Kasper König hat mit den Skulptur Projekten einen Raum geschaffen, in dem internationale Künstlerinnen und Künstler unsere Stadt mit ihren Werken herausfordern und inspirieren. Münster ist dahingehend ein lebendiges Experimentierfeld, das zeigt, wie Kunst und Stadt im ständigen Austausch miteinander stehen und sich durch Reibung und Auseinandersetzung stetig weiterentwickeln können. Dieses visionäre Verständnis von Kunst im urbanen Raum erhält durch die neue künstlerische Leitung jetzt weitere Impulse von außen."

Auswahl der künstlerischen Leitung
Mit der Übertragung der künstlerischen Leitung an WHW endet eine Ära. Um den Wechsel fachlich fundiert zu gestalten, zogen die Träger der Ausstellung rund 120 Expertinnen und Experten zu Rate, die Vorschläge für eine siebenköpfige internationale Findungskommission unterbreiteten. Die Kommission, bestehend aus Dr. Christine Litz (Sprecherin), Dr. Nora Sternfeld, Hamza Walker, Dr. Hermann Arnhold, Dora Garcia, Anh-Linh Ngo und Zdenka Badovinac, vereinte eine breite Palette an Erfahrungen, inhaltlichen Schwerpunkten sowie geografischen und altersbezogenen Perspektiven aus der zeitgenössischen Kunst und Architektur.

Nach eingehender Prüfung der kuratorischen Konzepte empfahl sie WHW als neue künstlerische Leitung. Die Träger folgten diesem Vorschlag. WHW habe mit einer klaren inhaltlichen Ausrichtung und einem starken künstlerischen Profil überzeugt, das sich mit den drängenden Themen der Zeit auseinandersetze.
LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: "Mit WHW haben wir eine Leitung gefunden, die in der Lage ist, die Skulptur Projekte als Plattform für offene Diskussionen zu etablieren und konstruktiv auf die aktuellen globalen Herausforderungen einzugehen. Dies ist von großer Bedeutung, insbesondere für deutsche Kultureinrichtungen."

Die Kulturstiftung des Bundes fördert das Projekt mit einer Million Euro. Kirsten Haß, Vorstand der Kulturstiftung des Bundes: "Die Skulptur Projekte Münster sind ein einzigartiges Format für zeitgenössische Kunst im öffentlichen Raum, das den Skulpturenbegriff erweitert. Das Kollektiv What, How & for Whom beschäftigt sich mit transkontinentaler, performativer Kunst sowie ökologischer Nachhaltigkeit und bindet sowohl Stadtgesellschaft als auch virtuelle Räume aktiv ein. So wird Münster erneut zu einem Ort, an dem der Wandel von städtischer Öffentlichkeit und Kunst im öffentlichen Raum erlebbar ist."


Die Verantwortlichen der Skulptur Projekte 2027 freuen sich auf die kommenden Aufgaben. V.li. vorne das internationale Kuratorinnenkollektiv Sabina Sabolović, Nataša Ilić und Ivet Ćurlin, hintere Reihe Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (LWL Kulturdezernentin), Cornelia Wilkens (Kulturdezernentin der Stadt Münster), Dr. Georg Lunemann (Direktor des LWL), Kirsten Haß (Vorstand der Kulturstiftung des Bundes) und Oberbürgermeister Markus Lewe. Foto: Dein Münster

Neue künstlerische Leitung: What, How and for Whom / WHW
In den letzten drei Jahrzehnten haben sich WHW in ihrer Arbeit mit Fragen der Kollektivität auseinandergesetzt. Die Gruppe untersucht in erster Linie den Zusammenhang zwischen verdrängter Geschichte und den drängenden Problemen der Gegenwart. Der nächsten Ausgabe der Skulptur Projekte sehen die drei Kuratorinnen mit Spannung entgegen. WHW: "Nach dem Erfolg früherer Ausgaben wollen wir das Vermächtnis der Skulptur Projekte weiterentwickeln. Dafür möchten wir neue künstlerische Vorschläge und Denkweisen einbringen, die es in Münster noch nicht gab. Wir wollen die sozialen und politischen Spannungen der Gegenwart durch unsere Arbeit mit den Künstler:innen und der Stadt angehen und auf den Praktiken des Feminismus und Kollektivismus sowie auf den vielen früheren Experimenten mit öffentlicher Kunst aufbauen. Wie kann Kunst im öffentlichen Raum heute die Fragilität von Demokratie, Ökologie und dem Zusammenleben sinnvoll thematisieren? Kann sie gegenseitigen Respekt und Selbstbestimmung stärken? Wie können wir den pädagogischen Anspruch, den die Skulptur Projekte seit ihren Anfängen haben, neu formulieren? Dies sind die Fragen, die unsere kuratorische Reise in den nächsten drei Jahren prägen werden."

WHW schlägt vor, den "transnationalen öffentlichen Raum" als einen Ort zu verstehen, an dem die Beziehungen zwischen Künstlerinnen und Künstlern sowie der Öffentlichkeit im Rahmen der Skulptur Projekte 2027 untersucht und an dem die komplexen Herausforderungen der heutigen Zeit angegangen werden können. Dieser Raum kann sowohl an einem konkreten Ort wie Münster als auch in digitalen oder realen "anderen Welten" existieren, die das Bewusstsein vieler Menschen weltweit beeinflussen. Dabei betonen die Kuratorinnen, dass die Gespräche, die sie im kommenden Jahr mit Künstlerinnen und Künstlern sowie lokalen Gemeinschaften führen, entscheidend für die Konzeptionierung des Projekts sein werden.

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